Freitag, 25. November 2016

Unerwartet



Gestern erwartete uns bei unserem Besuch im Seniorenzentrum – niemand!!!
Als wir im Gruppenraum eintrafen, war dieser dunkel und leer. Gut, ich wusste ja, dass in den vergangenen Tagen ein Teil der Bewohner, aufgrund von Baumaßnahmen, vorübergehend (für ca. 3 Monate) in ein anderes Seniorenzentrum umziehen musste. Unter den „Umgesiedelten“ befinden sich leider auch Leos „Stammkunden“ Frau R., Frau O., Frau Wo., Frau Sch., Frau M., Frau Wi. und Herr W. – also die Bewohner, die bisher jede Woche ohne Hilfe oder Aufforderung zum Hundebesuch kamen. Aber auch sonst waren weit und breit keine Bewohner und Mitarbeiter zu sehen.
Also machte ich mich mit Leo auf die Suche und ging in die erste Hausgemeinschaft. Dort wurde Leo zumindest von zwei Bewohnern erkannt und von ihnen und einem Alltagsbegleiter freudig begrüßt. Ich hielt einen kleinen Plausch mit ihnen und besuchte dann Frau G. in ihrem Zimmer. Sie freute sich sehr, Leo zu sehen und erzählte von ihrem früheren Hund. Dann sprach sie ein Gebet für Leo und „sein Frauchen“ aus und gab mir zum Abschied einen Handkuss.
In der nächsten Hausgemeinschaft trafen wir im Speiseraum auf Frau M., Frau Z., Frau H. und Frau S.
Frau M. und Frau Z. waren schon oft beim Gruppenbesuch und auch Frau H. war schon einige Male dabei. Sie brauchen jedoch meist eine Erinnerung und/oder Unterstützung auf dem zum Hundebesuch – und die gab es heute nicht, da auch die meisten Mitarbeiter in irgendeiner Weise vom Umzug betroffen waren/sind….
Umso größer war die Überraschung und Freude über Leos Auftauchen. Als Leo mich immer wieder fragend und auffordernd anschaute, entschloss ich mich aus dieser Situation einfach einen kleinen Gruppenbesuch zu machen. Ich holte den Würfel und den Schlauch aus dem Gruppenraum und bildete mit den 4 Bewohnerinnen einen kleinen Kreis. So hatten doch noch alle Beteiligten ihren Spaß und Leo konnte seinen „Job“ machen. Allerdings erzählten mir Frau M. und Frau Z. dabei auch, wie groß die Unruhe und der Stress im Haus waren, die der Umzug und die Bauarbeiten mit sich brachten. Sowohl die Bewohner als auch die Mitarbeiter leiden sehr darunter. Schön, dass wenigstens Leo ein wenig Abwechslung und Freude bereiten konnte….

Zum Schluss statteten wir noch Herrn G. (dem „englischen Lord“) einen Besuch in seinem Zimmer ab. Auch er war sehr erfreut und diesmal besonders gesprächig. Während wir uns eine ganze Weile unterhielten, saß Leo neben dem Bett. Er ist kein Hund, der gerne zu den Bewohnern aufs Bett geht, weshalb ich dies auch nie von ihm erwarte/fordere. Aber diesmal hat er mich überrascht! Er hat sich plötzlich ganz vorsichtig mit den Vorderpfoten aufs Bett begeben und sehr intensiven Kontakt zu Herrn G. aufgenommen. Darüber hat sich Herr G. ganz besonders gefreut und es sichtlich genossen.
So war es letztlich doch noch ein schöner Besuch im Seniorenzentrum – auch wenn uns unsere „Stammkunden“ gefehlt haben, die mir inzwischen schon irgendwie ans Herz gewachsen sind…..

Donnerstag, 17. November 2016

Kloß im Hals….

Heute habe ich das Seniorenzentrum mit einem Kloß im Hals verlassen - nein, aber nicht weil jemand verstorben ist….
Schon vor ein paar Tagen hatte ich erfahren, dass ein Teil der Bewohner, aufgrund von Bauarbeiten nach einem Wasserschaden, schon in der kommenden Woche für ca. 3 Monate in ein Seniorenzentrum nach Potsdam umziehen muss. Die Bewohner und ihre Angehörigen haben es vor kurzem erst erfahren. Und das so kurz vor Weihnachten…
Also war ich schon vor meinem Besuch ziemlich in Sorge, wie die Stimmung wohl sein wird und wieviele „meiner“ Bewohner, die jede Woche beim Hundebesuch dabei sind, umziehen müssen.
Als Leo und ich eintrafen, war noch fast alles wie immer. Zehn Bewohner(innen) freuten sich über Leos Kommen und begrüßten ihn herzlich. Allerdings waren Frau R., Frau M. und Frau Z., die sonst fast immer dabei sind, diesmal nicht in den Gruppenraum gekommen. Die anderen schienen sich jedoch zunächst über die Abwechslung – und Ablenkung –beim Ballspiel, Würfeln und Verstecken von Leckerlis in der „Schnupperkiste“ voller bunter Tücher zu freuen. Kurz vorm Ende der Stunde fing Frau O. an zu weinen und fragt die Betreuungsassistentin, wie das bloß alles werden solle. Daraufhin machte sich eine traurige Stimmung breit. Normalerweise lauten meine Worte zum Abschluss der Stunde immer: „Vielen Dank! Also dann bis nächste Woche!“ Diesmal sagte ich das nicht….. Frau W. sprach beim Abschied zu Leo: „Tschüss Leo, nächste Woche sehen wir uns nicht.“ Frau Sch., die jede Woche eine Schale Apfelstückchen für Leo vorbereitet, ging wortlos und schluckend aus dem Raum.
Auch die Betreuungsassistentin war berührt und schluckte ebenfalls. Es war sehr beklemmend und hat mich noch den ganzen Abend beschäftigt....

Montag, 14. November 2016

Fotoshooting

Am Samstag gab es für 10 Besuchshunde unseres Vereins Leben mit Tieren e. V. ein Fotoshooting der besonderen Art! Der Fotograf Ron Kretschmann hat sie mit viel Einfühlungsvermögen und gutem Auge in Szene gesetzt.


Und hier sind Leos Bilder - ich bin sooo stolz auf meinen Seelenhund:



Freitag, 11. November 2016

Was Neues ausprobiert



Bei unserem gestrigen Besuch im Seniorenzentrum wollte ich mit den Bewohner(innen) – diesmal waren 10 in der Gruppe – mal wieder etwas Neues ausprobieren. Nach der Begrüßungsrunde, dem Würfelspiel und dem Leckerli-Schlauch brachte ich erstmals ein paar bunte Fleecetücher zum Einsatz.

Die Bewohner(innen) bekamen jeder ein Tuch und erhielten die Aufgabe, darin ein Leckerli einzuwickeln.



Das war für die meisten kein Problem – nur zwei brauchten kleine Hilfestellungen von mir. Dann sollte Leo sich nacheinander die eingewickelten Rollen abholen und das Leckerli „auspacken“. Ich hatte das am Abend vorher nur kurz mit ihm geübt und da klappte das Auswickeln recht gut. Aber im Seniorenzentrum hatte Leo damit mehr Mühe, als ich erwartet habe. Er zerrte und knautschte zunächst auf den Tüchern herum, anstatt sie auszuwickeln oder vielleicht auszuschütteln. Erst als ich ihm noch 2-3 mal zeigte, wie man sie auswickeln kann, ging es etwas besser. Die Bewohner(innen) amüsierten sich, aber es tat ihnen auch leid, wenn er sich zu lange mit einem Tuch abmühte. Sie gaben ihm Ratschläge und zum Schluss packten sie die Leckerlis extra nur ganz leicht ein.
Also wir – d. h. Leo – müssen das wohl noch etwas üben!

Nach dem Gruppenbesuch statten wir noch zwei Einzelbesuche ab. Frau Sch. (schwerstpflegebedürftig) zeigte deutlich Freude über Leos Besuch. Als er sie anstupste, flüsterte sie: „Kalte Nase!“. Als er Apfel- und Möhrenstückchen von ihrer Hand schlabberte, murmelte sie unentwegt vor sich hin. Als wir uns dann verabschiedeten, sprach sie leise aber ganz deutlich: „Danke, Leo, für den Besuch!“.
Herr G. (der „englische Lord“) war in der vergangenen Woche noch beim Gruppenbesuch. Diesmal lag er zwar im Bett, schaute aber lautstark Nachrichten und war irgendwie total aufgekratzt. Er erzählte, dass er Besuch hatte und dabei ganz vergessen habe, dass Donnerstag sei und der Hundebesuch stattfindet. Er gab Leo ein paar Stück Apfel und war dabei fast ein wenig streng zu ihm, indem er zunächst ein „Sit“ einforderte und dann darauf bestand, dass Leo die Stückchen auch wirklich gaaanz langsam nimmt.
Zum Abschied machte Herr G. sogar noch einen Scherz und winkte uns dann hinterher.

Freitag, 4. November 2016

Beim Würfeln war das Eis gebrochen




Gestern kamen Leo und ich aufgrund eines Verkehrstaus sehr knapp, d. h. 2 Minuten vor Beginn der Besuchsstunde um 16:00 Uhr, im Seniorenzentrum an. Es erwarteten uns bereits 11 Bewohner(innen) – und während ich den Wassernapf bereitstellte – trudelten noch 4 weitere ein. Eigentlich viel zu viele! Das signalisierte ich auch der Betreuungsassistentin, die sich entschuldigte und sagte, dass es so auch nicht gedacht war. Sie hatte lediglich 2 Bewohnerinnen in ihren Rollstühlen gebracht – alle anderen hatten sich ganz allein auf den Weg „zum Hund“ gemacht. Na ja, was sollte ich tun? Ich konnte ja kaum einige Bewohner(innen) wieder wegschicken….
Also begann ich mit der Begrüßungsrunde. Frau N., eine neue Bewohnerin wollte Leo dabei nicht füttern. Sie erzählte, dass sie als Kind einmal von einem Hund gebissen worden sei und deshalb Angst vor Hunden hätte. Ich sagt ihr, dass ich das verstehen könne und dass sie ja einfach nur zuschauen könne. Aber schon in der nächsten Runde, beim Würfeln, war das Eis gebrochen. Sie gab Leo sogar die von ihr erzielten Leckerlis – fand aber das „Geschlabber“ dann doch etwas unangenehm, so dass ich ihr gleich ein Tuch zum Abwischen der Hand reichte. Auch die Runde danach mit dem Schuhanzieher als Leckerli-Rutsche machte sie mit und freute sich über Leos erwartungsvollen Blick.

Bei der Abschlussrunde sollte ich ihr die 3 Leckerlis zunächst aufs Knie legen, aber dann nahm sie sie doch in die Hand, sagte zu Leo: „Warte!“ und gab ihm vorsichtig eins nach dem anderen. Als ich ihr zur Verabschiedung sagte, dass Leo jeden Donnerstag um 16:00 Uhr zu Besuch kommt und dass sie ja beim nächsten Mal wieder vorbeischauen könne, lächelte sie und sagte: „Sehr gern!“.
Auf den/die Einzelbesuch(e) habe ich diesmal verzichtet – der Gruppenbesuch war einfach schon anstrengend genug.